Warum?

Kinder mit Lernschwierigkeiten, familiären Problemen oder die sich durch eine hohe Intelligenz im Unterricht langweilen, schließen auch hier ein Schulfach manchmal negativ ab. In Brasilien reicht ein negatives Fach, um nicht in die nächste Klasse aufzusteigen. Dadurch bleiben diese Kinder ihre gesamte Schulkarriere in der Unterstufe sitzen. Gleichzeitig fördern die Lebensbedingungen in armen Bundesstaaten diesen Teufelskreis und die Kinder verlassen die Schule als Analphabeten. Für Menschen mit Behinderungen gibt vor allem in den ländlichen Regionen kaum Möglichkeiten zur Therapie und gezielten Betreuung. Gezielte Therapien, auch nach Unfällen, sind daher nicht möglich und viele Menschen können ihr Potenzial nie entfalten.

Schulsystem
Brasilien

Auch in Brasilien ist der Schulunterricht vom 7. bis zum 14. Lebensjahr verpflichtend. Das Schulsystem in Brasilien gliedert sich in eine neunjährige Grundschule und eine drei- bis vierjährige Sekundarschule. Während in den ersten zwei Schuljahren Prüfungen zwar abgehalten werden, ihre Ergebnisse für die Kinder aber keine Konsequenzen haben, muss man ab dem dritten Schuljahr die Klasse wiederholen, wenn man auch nur ein Fach negativ abschließt. Das führt im Bundesstaat Piaui zu einer Wiederholungsquote von 47%. Manche Kinder müssen eine Klasse mehrmals wiederholen, wodurch in der Unterstufe auch 12-13 jährige Kinder anzutreffen sind. So kommen manche Kinder nicht über die Unterstufe ( 1. – 4. Schulstufe der “ensino fundamental”) hinaus und verlassen die Schule mit 15 Jahren als Analphabeten. Dies betrifft vor allem Kinder, die langsamer lernen als andere, die familiäre Probleme haben und sich schlecht konzentrieren können oder Kinder, die sehr intelligent sind und sich deshalb im Unterricht langweilen und stören. Die Schwierigkeiten nehmen zu, wenn ein Kind aus einer armen Familie kommt, in der die Eltern selbst keine Schulbildung haben und ihre Kinder zuhause nicht unterstützten können. Manchmal fehlt es im Elternhaus schon an Tischen, an denen die Kinder ihre Hausaufgaben erledigen könnten. Die Klassen umfassen bis zu 40 Kinder, manchmal aber auch nur 10. Aufgrund der klimatischen Verhältnisse in São Miguel findet der Unterricht oft bei 40° C statt. In Absprache mit der Schulleitung und den Eltern dürfen die gefährdetsten 50 Kinder der Grundschule São Miguel in den Förderunterricht der Fundação Asas kommen, in dem sie eine zweite Chance erhalten.

Menschen mit Behinderung in Brasilien

Üblicherweise werden Menschen mit Behinderungen in Brasilien von ihren Familien betreut. Mangels medizinischer Versorgung und Aufklärung der Menschen ländlichen Bereich wissen die Familien oft nicht, wie sie mit der Behinderung ihres Kindes umgehen sollen und verstecken es vor anderen aus Scham. Oft gibt es keine medizinische Diagnose, noch viel weniger gibt es therapeutische Angebote. Besonders in Familien, die mit einer Behinderung überlastet sind, kann es aber auch zur Verwahrlosung kommen, denn eine Hilfe durch staatliche Stellen gibt es im Nordosten praktisch nicht. Viele Eltern wissen auch nicht, dass ihre Kinder trotz der Behinderung noch viele Fähigkeiten entwickeln können, da sie keinen Kontakt zu therapeutischen und anderen Fördergelegenheiten haben. Im Falle einer Behinderung durch einen Unfall ist es fast unmöglich, eine  Therapie in die Wege zu leiten, um dem Menschen gezielt helfen zu können. Denn in der näheren Umgebung sind keine Betreuungsmöglichkeit für Menschen mit Behinderung. Die nächste uns bekannte Einrichtung dieser Art ist eine Tagereise entfernt. Mit dem Projekt Rafael wurde in São Miguel eine Möglichkeit geschaffen, Menschen mit Behinderungen zu fördern und in die Gesellschaft zu integrieren.